Das Jahr 2002 war durch eine beachtliche, fast schon überraschende Neubelebung der deutsch-französischen Zusammenarbeit in Europa gekennzeichnet. Zunächst waren die internationalen und europäischen Dossiers durch die französischen und anschließend deutschen Wahlen in den Hintergrund gedrängt worden. Beide Wahlkämpfe waren vorwiegend innenpolitischen Themen gewidmet. Und dennoch: Bereits kurz nach den französischen Präsidentschaftswahlen, die nach dem Schock des ersten Wahlgangs für den Amtsinhaber Jacques Chirac eine überwältigende Mehrheit brachten, wurden für die Fortentwicklung der deutsch-französischen Kooperation Pflöcke eingeschlagen. Von einer „Neubegründung“ war auf französischer Seite immer wieder die Rede, und der Erwartungsdruck wurde größer. Sowohl Bundeskanzler Gerhard Schröder als auch sein Herausforderer Edmund Stoiber nahmen den Anstoß auf und stellten neue Initiativen für die Zeit nach der Bundestagswahl in Aussicht. Nach der Bundestagswahl entfaltete sich sowohl bilateral als auch auf europäischer Ebene eine beachtliche Dynamik: gemeinsame Initiativen im Konvent, Kompromisse in der Frage der Agrarfinanzierung, Weiterentwicklung der bilateralen Zusammenarbeit. Der Zeitpunkt des 40. Jahrestages des Elysée -Vertrags war ein willkommener Anlass, die Kooperation neu zu beleben.