Deutsch französisches Institut:
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Forschungsseminar der Universität Kassel

Politischer Protest in Frankreich seit den 1960er Jahren

Jörg Requate, Professor für Geschichte Westeuropas an der Universität Kassel, war vom 24. – 27. Juni bereits zum sechsten Mal mit einem Exkursionsseminar in der Frankreich-Bibliothek zu Gast. Seine fünf Studierenden aus den Fachbereichen Geschichte und Französisch bearbeiteten Themen zum „Politischen Protest in Frankreich seit den 1960er Jahren“.

Bei sommerlichen Temperaturen nutzten sie vier Tage lang intensiv die umfangreichen Bestände der Bibliothek, um Material zu ihren jeweiligen Schwerpunktthemen zu sichten. Je nach Arbeitsstil stiegen die Studierenden damit gleich in die produktive Arbeit ein oder nahmen die gefundenen „Schätze“ zur Heimarbeit mit nach Kassel. Jörg Requate bot ihnen dabei eine enge wissenschaftliche Begleitung an, wobei die Studierenden auch den fachlichen Austausch untereinander sehr schätzten.

Eindrücke der Studierenden

"Im Zusammenhang mit dem Seminarthema „Proteste...“ hat mich das Thema Frauen am meisten angesprochen. Für mich persönlich geht es heute nicht mehr unbedingt um Feminismus, sondern eher um die Gleichstellung der Frau. Mein Augenmerk möchte ich auf die Zeit von 1975-1988 legen, wobei ich auch einen kleinen Ausblick in die 1990er Jahre machen werde. Wegen der Fülle des Materials habe ich mich auf die Abtreibungsdebatte sowie Frauen in der Arbeitswelt und Politik beschränkt.

Wie zwei meiner Kommilitoninnen hier befinde ich mich noch am Anfang meines Studiums und habe das Seminar von Herrn Requate bewusst gewählt, um ein Gegengewicht zum dominanten Zweitfach Biologie zu finden. Im Rahmen einer Exkursion in einer Bibliothek zu recherchieren und parallel eine Hausarbeit zu schreiben, bietet die Möglichkeit, einen großen Teil der Arbeit am Stück und vor Ort zu schaffen und passt so gut in den übrigen, zumeist vollen Studienplan."

Nadine Hansen, Gymnasiallehramt für Geschichte und Biologie, 2. Semester

„Mein Interesse galt der Anti-Atomkraftbewegung in Deutschland und Frankreich, schwerpunktmäßig in den 1980er Jahren. An Material mangelte es mir nicht, und so konnte ich gleich am ersten Tag loslegen, alle Informationen wie ein Schwamm aufsaugen und anfangen zu schreiben.

Meine beiden KollegInnen, die als Zweitfach ein naturwissenschaftliches Fach haben, habe ich quasi gezwungen teilzunehmen, damit sie mal aus ihrer Biologie herauskommen.“

Lucas Bieseke, Gymnasiallehramt in den Fächern Geschichte und Englisch, 2. Semester

„Für mich ist das Pressearchiv der Frankreich-Bibliothek eine Goldgrube. Für meine Untersuchung der Berichterstattung über die Unruhen im Sommer 2023 in Folge der Tötung von Nahel Merzouk durch einen Polizeibeamten habe ich mich auf Artikel aus den Zeitungen Le Monde und Le Figaro konzentriert.

Hier habe ich alles gefunden, was ich brauche, und konnte so von Anfang an in meine wissenschaftliche Arbeit einsteigen. Am Institut möchte ich besonders die außergewöhnliche Hilfsbereitschaft aller Mitarbeiter hervorheben. Ich fühle mich nicht nur wie ein Gast, sondern quasi wie ein Teil des Teams. Es ist etwas Besonderes.“

Eileen Winkler, Französisch auf Gymnasial-Lehramt, 10. Semester

"Das Interesse an Frankreich und Französisch geht leider stark zurück, die Studierenden haben aber weiterhin großes Interesse an Rechercheexkursionen. Wenn sie aber hier waren, sind sie immer sehr zufrieden und nehmen großen Gewinn mit.“

Prof. Jörg Requate

"Ich bin bereits zum zweiten Mal mit einem Exkursionsseminar in der Frankreich-Bibliothek, diesmal für meine Masterarbeit zum Thema 'Die Abschaffung der Todesstrafe in Frankreich (1969-1981)'. Im europäischen Vergleich ist die Entscheidung dafür in Frankreich relativ spät gefallen und ich habe mich gefragt, warum das so war.

Ich finde es toll, dass man in der Frankreich-Bibliothek in dem zeitgenössischen Zeitungsmaterial dazu wühlen kann, ich komme an alles heran. So kann ich sofort anfangen zu arbeiten. Ansonsten müsste ich mich jeweils einzeln bei Le Monde oder anderen Zeitungen anmelden. Außerdem gibt es hier auch Zeitungen, die es heute nicht mehr gibt – ich wüsste nicht, wie ich an die Texte sonst herankommen sollte.“

Marlen Wernicke, Französisch, Masterarbeit im Lehramtsstudium

„Ich wollte etwas zu den Bauernprotesten in Frankreich schreiben. In Ludwigsburg habe ich mich zunächst damit beschäftigt, eine präzise Fragestellung zu diesem Thema zu formulieren. In Absprache mit Prof. Dr. Requate und Frau Rein vom Pressearchiv lege ich den Fokus nun auf den Landwirt, Aktivisten und späteren Politiker José Bové, der in den 1970er Jahren den Kampf um den Larzac anführte.

Ich interessiere mich für Bauernproteste, weil ich selber vom Land komme, aus Niedersachsen. Die Probleme der Bauern sind mir da näher als z.B. das Thema Polizeigewalt. Ausgehend von der deutschsprachigen Presse habe ich die Sicht der deutschen Medien auf das Thema und die unterschiedlichen Konnotationen in den verschiedenen Zeitungen untersucht.“

Phil Sky Elgert, Gymnasiallehramt für Geschichte und Biologie, 2. Semester

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