Im Rahmen des Seminars „Die extreme Rechte in Frankreich seit den 1970er Jahren“ haben sechs Studierende von der Universität Kassel gemeinsam mit ihrem Professor Jörg Requate Anfang Juli intensiv das Pressearchiv der Frankreich-Bibliothek genutzt.
Mein Ziel war, mir einen Überblick darüber zu verschaffen, wie in den verschiedenen französischen Printmedien über die Haftbedingungen in den Gefängnissen des Landes berichtet wurde. Die öffentliche Debatte darüber hat Mitte der 70er-Jahre Fahrt aufgenommen, nachdem sich Häftlinge gegen die teilweise unerträglichen Zustände ihrer Unterbringung aufgelehnt hatten. Manche von ihnen hatten z.B. keinen Zugang zu fließendem Wasser, andere beklagten die Überbelegung ihrer Zellen, besonders Insassen mit kurzen Haftstrafen oder in Untersuchungshaft.
Da ich hier mehr Material gefunden habe, als ich in der Kürze der Zeit durchsehen konnte, werde ich im Sommer wahrscheinlich noch einmal nach Ludwigsburg kommen.
Marlen Wernecke bereitet eine Promotion vor
Ich habe während meines Hierseins Presseartikel über Jean-Marie Le Pen, den langjährigen Vorsitzenden des FN, aus den 1980er- und 1990er-Jahren gesichtet. Dabei habe ich vor allem darauf konzentriert, welche sprachlichen Mittel für seine Darstellung eingesetzt wurden. Dies waren z.B. die Ironie oder auch eine subtile Verknüpfung seiner physischen Erscheinung mit seinen Aussagen.
Aufgefallen ist mir bei der Durchsicht der verschiedenen Beiträge, dass die in der frühen Berichterstattung häufig erhobenen Vorwürfe, dass Le Pen ein Erbschleicher sei und im Algerienkrieg an der Folterung Gefangener beteiligt gewesen sein soll, im Laufe der Jahre immer seltener erwähnt wurden.
Sam Humburg studiert Französisch und Englisch auf Gymnasial-Lehramt
Während meines Aufenthalts habe ich mich mit der Berichterstattung über die ersten Wahlerfolge des Front National (FN) bei den Kommunalwahlen 1983 und den Europawahlen 1984 beschäftigt. Dabei habe ich festgestellt, dass in den Printmedien bereits Anfang der 1980er-Jahre das Aufkommen rechtsextremistischer Diskurse in der gesellschaftlichen Debatte angesprochen, dies aber erst als konkrete Gefahr erkannt wurde, als sich diese Tendenz in Wählerstimmen manifestierte.
Sehr gefallen hat mir, dass ich hier über mehrere Tage hinweg einer Idee folgen konnte, ohne von anderen Dingen abgelenkt zu werden.
Feli Wischhöfer studiert Französisch, Politik und Wirtschaft auf Gymnasial-Lehramt

Mein Thema war das Zusammentreffen des französischen Philosophen Jean-Paul Sartre mit dem RAF-Terroristen Andreas Baader in der Justizvollzugsanstalt Stammheim am 4. Dezember 1974. Die französischen Printmedien haben dies fast völlig ignoriert, wohl auch um linksterroristischen Tendenzen im eigenen Land keinen Auftrieb zu geben.
In Deutschland hingegen hat der Besuch Sartres große öffentliche Aufmerksamkeit erregt, so dass die Zeitungen in gewisser Weise gezwungen waren, dieses Ereignis aufzugreifen. Ihr Tenor war einhellig kritisch gegenüber der wertschätzenden Geste, die Sartre Baader so erwiesen hat, und seinen Einlassungen zur RAF, andererseits aber auch nüchtern, da das Protokoll des Gesprächs zunächst nicht veröffentlicht wurde.
Lucas Bieseke studiert Geschichte und Philosophie auf Gymnasial-Lehramt

„Wie und ab wann wurde über Marine Le Pen in der deutschen Presse berichtet?“ war die Frage, der ich in den letzten Tagen in Ludwigsburg nachgegangen bin. Erstmals geriet Marine Le Pen in den Fokus, als ihr Vater Jean-Marie Le Pen sie 2003 unter Missachtung gängiger parteidemokratischer Verfahren als Vizepräsidentin des FN installierte. Schon damals erkannten die Journalisten, dass sie nicht so radikal auftritt wie ihr Vater, im Wesentlichen aber doch die gleiche Ideologie vertritt.
Negativ überrascht hat mich, dass in sehr vielen Artikeln, die ich über sie gelesen habe, auf ihr Äußeres eingegangen wurde, obwohl das ja eigentlich kein Kriterium für die Bewertung ihrer politischen Arbeit sein sollte.
Felix Bleich studiert Geschichte, Politik und Wirtschaft auf Gymnasial-Lehramt
Mich hat interessiert, wie die französische Presse 2002 auf den Einzug des FN-Kandidaten Jean-Marie Le Pen in die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen reagiert und welche Gründe sie dafür ausgemacht hat.
Dafür war das Pressearchiv der Frankreich-Bibliothek eine ganz wunderbare Quelle. In der Hausarbeit, die ich nun schreiben werde, möchte ich herausarbeiten, wie der unerwartete Erfolg Le Pens sprachlich dargestellt wurde, z.B. durch Schlagwörter wie „Erdbeben“, „Schock“ oder „Schande“, und welche Ursachen für die gleichermaßen schlechten Wahlergebnisse der Spitzenkandidaten der gemäßigten Rechten und gemäßigten Linken identifiziert wurden.
Julian Tihar studiert Französisch und Englisch auf Gymnasial-Lehramt





