Das Deutsch-Französische Institut wurde am 2. Juli 1948 in Ludwigsburg aufgrund einer rein privaten Initiative von Fritz Schenk und anderen Vertretern der Zivilgesellschaft gegründet.
Schenk, Direktor des dfi von 1948 – 1972, war es gelungen, den damaligen Oberbürgermeister der Stadt Elmar Doch zu überzeugen, in seiner Stadt ein Forum schaffen, in dem Deutsche und Franzosen wieder einen Dialog knüpfen konnten. Zu den Gründervätern zählten neben dem späteren Bundespräsidenten Theodor Heuss auf deutscher Seite auch Carlo Schmid, einer der Väter des Grundgesetzes, auf französischer Seite der Historiker Joseph Rovan und der Soziologe und Politikwissenschaftler Alfred Grosser. Sie alle haben die Arbeit des dfi in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens maßgeblich geprägt.
Die Anfangszeit – ein überregional ausstrahlendes Begegnungszentrum
In seiner Anfangszeit widmete sich das Institut vornehmlich der Aufgabe, Begegnungen zwischen Deutschen und Franzosen zu ermöglichen und das Verständnis füreinander zu fördern. Erfolge dieser Aktivitäten waren u.a. die erste deutsch-französische Städtepartnerschaft zwischen Ludwigsburg und Montbéliard 1950, ein Schüleraustausch zwischen dem Stuttgarter Katharinenstift und einer Schule in Rouen 1951 oder ein Vortrag Robert Schumans über eine neue Phase der europäischen Idee 1955 im Ludwigsburger Schloss. An der Vorbereitung der epochalen Rede an die deutsche Jugend, die der damalige französische Präsident Charles de Gaulle 1962 im Hof dieses Schlosses hielt, war das dfi maßgeblich beteiligt.
Fritz Schenk gestaltete das dfi so im Lauf der Jahre zu einem überregional ausstrahlenden Begegnungszentrum, das sich nach 1963 zunehmend auch der europäischen Integrationsthematik öffnete.



Das dfi als Zentrum der Frankreichforschung
1972 übernahm Robert Picht die Leitung des dfi. In den 30 Jahren seiner Tätigkeit formte er es zu einem Zentrum wissenschaftlicher Forschung über die Innen- und Außenpolitik Frankreichs und die deutsch-französischen Beziehungen um. Seine Begegnungsarbeit fokussierte sich nun in erster Linie darauf, Vertreter der operativen Politik, der politischen Verwaltung und der Sozialwissenschaften beider Länder miteinander in Kontakt zu bringen.
1984 konstituierte sich am Institut der Arbeitskreis sozialwissenschaftliche Frankreichforschung, der in seiner Arbeit pluridisziplinäre Forschungstätigkeit und öffentlichkeitswirksame Informationsvermittlung verband. Mit ihm wurde die bis heute andauernde Tradition der dfi-Jahreskonferenz zu frankreichspezifischen oder deutsch-französischen Themen begonnen. Die Beiträge zu diesen Tagungen werden jeweils in dem vom dfi herausgegebenen Frankreich-Jahrbuch zusammengefasst, das seit 1985 erscheint.


Parallel zu den wissenschaftlichen Tätigkeiten wurde auch die Dokumentationsfunktion des Instituts massiv ausgebaut. Seit 1990 wird diese Funktion von der eigens dafür eingerichteten Frankreich-Bibliothek des dfi, einer wissenschaftlichen Spezialbibliothek zum Frankreich der Gegenwart und den deutsch-französischen Beziehungen, wahrgenommen.
Heute versteht sich das dfi als ein unabhängiges Forschungs-, Dokumentations- und Beratungszentrum, das den Dialog von Akteuren beider Länder begleitet und so die deutsch-französische Kooperation in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mitgestaltet. Höhepunkte seiner Arbeit in der jüngeren Vergangenheit waren z.B. das Forum „Europa nur mit uns“, in dem Jugendliche über die Zukunft Europas diskutierten, oder die deutsch-französisch-belgischen Bürgermeisterkolloquien, die es zu verschiedenen gesellschaftlichen Themen organisiert hat.


Die Direktoren des dfi
Zitate und Bilder

Fritz Schenk
Direktor des dfi von 1948 - 1972
im Interview mit dem Südwestfunk
am 10.10.1958
Wir haben die Absicht, die deutsch-französische Begegnung und den Austausch von einzelnen und Gruppen zu fördern und dadurch zur Verständigung und Bildung einer toleranten übernationalen Gesinnung beizutragen.

Robert Picht
Direktor des dfi von 1972 – 2002
Robert Picht in "Deutschland – Frankreich – Europa: Zwang zur Partnerschaft" S. 28, 1980
Verständigung bedeutet [...] nicht mehr die große Geste der Umarmung mit unweigerlich folgenden Enttäuschungen, sondern präzise Information und die geduldige Arbeit an der Artikulation und Überprüfung der eigenen Interessen im Verhältnis zum anderen.

Frank Baasner
Direktor des dfi seit 2002
im Interview mit der Stuttgarter Zeitung
am 8.12.2022
Die Entwicklung in Ludwigsburg hat früh gezeigt, dass es die Gesellschaften sind, die so ein Zusammenwachsen tragen müssen und auch können.
Aus dem Archiv
Einige ausgewählte Materialien aus dem Archiv des Deutsch-Französischen Instituts und dem Nachlass der Gesellschaft der Freunde französischer Kultur e.V. Stuttgart wurden digitalisiert und können hier eingesehen bzw. angehört werden.
Tondokumente
Im Archivkeller der Frankreich-Bibliothek lagerten viele Jahre ungehört Tonbänder mit Aufnahmen aus der Anfangszeit des dfi. 85 davon haben wir im Sommer 2021 in Tondateien umgewandelt, als eigene Datensätze in unsere Datenbank aufgenommen und mit den zugehörigen MP3-Dateien verknüpft.
Die Geschichte des dfi im Spiegel der Presse
Seit der Gründung des dfi im Jahr 1948 haben wir weit über 1.000 Presseartikel über unsere Arbeit archiviert. 84 dieser Artikel stehen auf dieser Seite im Volltext zur Verfügung und bieten einen Überblick über die Entwicklung des Instituts von 1948 – 2018 im Spiegel der Presse.
Die Menschen müssen sich treffen, müssen miteinander reden,
sich kennenlernen, um sich besser zu verstehen.
Fritz Schenk